Little Corn IslandOmetepe war ganz nett, aber ziemlich heiß und so freuten wir uns schon riesig auf die Corn Islands, genauer gesagt auf Little Corn Island. Die Corn Islands bestehen aus zwei Inseln, liegen 70 km vor der Küste und sind die größte Touristenattraktion der Karibikseite von Nicaragua. So stand es im Reiseführer geschrieben und auch von anderen Reisenden hatten wir gehört, dass diese Inseln besonders schön sein sollen.
Uns trennten nur noch 400 km oder 48 h Anreise von Little Corn Island. Die meisten Touristen, die die Corn Islands besuchen, reisen mit dem Flugzeug an. Eine Stunde von Managua und schon ist man auf der größeren der beiden Inseln. Wir haben natürlich nicht das Flugzeug genommen. Schließlich ist ja der Weg das Ziel des Reisenden :-).
Zu allererst mussten wir mit der Fähre von Ometepe zum Festland nach San Jorge übersetzen, um mit dem Bus nach Managua zu fahren. Der erste Schock: Der Nachtbus der uns um 21 Uhr nach El Rama bringen sollte war komplett voll. Mit sowas hatten wir nun überhaupt nicht gerechnet. Wenn wir etwas auf unser nun schon 8 monatigen Reise gelernt haben dann das, dass ein Bus nie voll ist! Irgendwie passen die Leute immer rein. Es half alles nichts, uns wollte man kein Ticket mehr verkaufen und unser Spanisch reichte nicht für Diskussionen. Zum Glück gab es um 21 Uhr an einem anderen Terminal noch einen Bus. Da es schon 20:30 Uhr war musste unser Taxifahrer Gas geben.
Wenn man wie wir Zeit hat, ist ein verpasster oder voller Bus normalerweise kein Problem. Man nimmt einfach den nächsten. In diesem Fall wäre es aber ein Problem. Zu den Corn Islands fährt keine Fähre, man muss sich stattdessen ein Platz auf einem Frachtschiff organisieren. Laut unserer Kenntnis fuhr eines am Mittwoch früh und danach erst am Samstag wieder. Es war Dienstag Abend und so drängte die Zeit.
Um 22 Uhr saßen wir dann im Bus, der uns nach El Rama brachte. Jedoch hatten nicht alle Passagiere das Glück, einen Sitzplatz zu haben und so bestätigte sich unsere Erfahrung, dass ein Bus nie voll ist :-). Tatsächlich mussten einige die Nacht im Stehen verbringen. Wir saßen zwar, doch war es für uns die mit Abstand unbequemste Nachtfahrt unserer Reise. Zunächst brachte der Fahrtwind ein wenig Abkühlung, doch als ein Gewitter aufzog und es in Strömen anfing zu regnen, gingen die Fenster zu und der Bus verwandelte sich in eine fahrende Sauna. Zusammen mit den 50 cm Beinfreiheit alles andere als bequem, aber um 3 Uhr morgens erreichten wir unser erstes Etappenziel. Der Rest der Anreise sollte reibungslos verlaufen, wir brauchten nur sehr viel Geduld! In El Rama endet die Straße Richtung Karibikküste und so mussten wir um 6 Uhr auf ein Speedboot steigen, welches uns weiter nach Bluefields brachte. Dort kauften wir uns ein Ticket für den Kahn von Captain D. Nach unserer Information sollte dieser um 10 Uhr ablegen. Es war 12 Uhr, 13 Uhr... und im Endeffekt fuhren wir 16 Uhr los. Und in "nur" 6 h hatten wir dann auch die 70 km nach Great Corn Island geschafft. Nach Little Corn Island, unserem eigentlichem Ziel, fuhren wir am nächsten Morgen mit einem kleinen Boot und waren froh, als wir um 11 Uhr die Insel betreten konnten.
Es war Liebe auf den ersten Blick! Keine Autos, keine Motorräder, keine Elektroautos, keine Flugzeuge, nur ein paar wenige Fahrräder und übergroße Bollerwagen. Alles sehr klein, gemütlich und entspannte Leute, überall. Die Sonne schien und zusammen mit Tobias, den wir schon in Managua am Busbahnhof kennengelernt hatten, machten wir uns auf zur Unterkunftssuche. Wir wollten endlich mal wieder einen einfachen Bungalow direkt am Strand beziehen, so wie wir es in Asien oft gemacht haben. Unser Gepäck ließen wir bei Tobias, der sich in einer netten Backpackerunterkunft einquartiert hatte. Wir wanderten entlang der wunderschönen weißen oder goldgelben Sandstrände und dem kristallklaren türkisblauen Wasser Richtung Norden und fanden in Derek's Place unseren Traumbungalow. Dieser wunderschöne kleine Bungalow mit freien Blick aufs Meer war umgeben von Palmen. Eine kleine Terrasse mit Hängematte schmückte den Eingang, dazu gab es ein großes Fenster neben der Tür, das den Blick auf das Meer frei gab und ein kühle Briese hereinließ. Der Bungalow war mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, hatte ein schönes buntes, helles Bad und ein sehr bequemes Bett. Darüber freut man sich fast am meisten, denn normalerweise sind die Matratzen in den Unterkünften alles andere als gut. Manchmal sind die Federn der Matratze nur noch vom Bettlacken bedeckt oder die Matratze ist so weich, dass wir beide in die Mitte rollen, wo wir uns dann treffen. Das wird eine Freude, wenn wir wieder zurück in Deutschland sind und in unserem Bett schlafen können.
Die Anlage erinnerte uns an das Land der Hobbits, der komplette Boden mit Gras bewachsen, weit verstreut die einzelnen kleinen Bungalows oder Häuser, eine Openair Dusche und und und. Ein Papagei Pärchen streunerte über die Anlage, mal zu Fuß und mal durch die Luft und begrüßte uns und die anderen wenigen Gäste. Auch zum Frühstück bekamen wir des Öfteren Besuch von ihnen. Sie wollten aber nur etwas zum Essen abstauben.
Derek's Place liegt an der Nordspitze der Insel und ist nur über einen kleinen Pfad durch den Dschungel in 20 min zu erreichen. Links und rechts des Weges wuchsen Ananas und große Mangobäume. Leider waren sie noch nicht reif, so dass wir uns welche kaufen mussten. Durch die Abgeschiedenheit dieses Ortes, hatten wir sehr viel Ruhe und den Strand ganz für uns alleine. Viel Zeit, um am Strand rumzuhängen, hatten wir aber nicht. Die Tage im Paradies vergehen sehr schnell, ohne gefühlt viel gemacht zu haben. Die ersten Tage erkundeten wir die Insel und checkten die Einkaufsmöglichkeiten. Wir mussten schnorcheln, den Reiseblog pflegen, zwischendurch auch mal ein Schläfchen machen oder bei einem guten Rum die Würfel rollen lassen. Das alles kostet viel Zeit:-). Nicht zu vergessen die herrlichen Tauchgänge mit unserem Tauchlehrer Danny. Unser erster Tauchgang führte uns zu einem Hai, der es liebt gestreichelt zu werden. Immer wieder schwamm er an uns drei Tauchern vorbei und legte sich unter uns in den Sand, um sich seine Streicheleinheiten abzuholen. Wer wissen will wie sich Haihaut anfühlt, der sollte mal mit der Hand über Schleifpapier mit der Körnung 60 streichen :-). Auch der Tunnel- und Höhlentauchgang mit abschließendem Nachttauchgang war eine neue beeindruckende Erfahrung. Zuerst tauchten wir durch ein System aus Tunneln und ließen uns notgedrungen von den Wellen nach links und rechts an die Tunnelwände treiben (wir waren nur in 7 m Tiefe) und fanden uns schließlich in mehreren kleinen Höhlen wieder. Überall schwammen kleine Fischschwärme durch die Gänge und Höhlen und ab und an tauchte aus dem Dunklen der ein oder andere größere Fisch auf. Nach dem für Steffen ersten Nachttauchgang waren wir alle begeistert. Das Zusammenspiel aus den Lichtstrahlen der Taschenlampen, den Korallen und Unterwasserlebewesen und den überall rot leuchtenden Garnellenaugen, der eingeschränkten Sicht und dem tiefschwarz des Ozeans, erzeugt eine mystische Atmosphäre und grandiose Stimmung, die das Adrenalin in die Höhe treiben. Am Ende wurden die Taschenlampen komplett ausgeschaltet, sich auf den Boden gesetzt und dem Plankton beim leuchten zugesehen. Einmalig!
Ja die Zeit auf einer Karibikinsel geht einfach viel zu schnell vorbei. Wir wären noch gerne 3 oder 4 Tage länger geblieben, um dann ein Frachtschiff zurück zum Festland zu nehmen, doch wir hatten schon weitere Termine. Wir mussten am 16. Mai in Panama City sein, um mit Rudy auf seinem Segelboot über die San Blas Inseln nach Kolumbien zu segeln. Mit diesem Wissen war der Abschied von Little Corn Island aber nicht mehr ganz so schwer, denn die San Blas Inseln sind das wohl letzte unberührte Paradies Mittelamerikas. Es war Dienstag und da die einzigen Schiffe zurück ans Festland am Wochenende fahren, mussten wir diesmal wohl oder übel das Flugzeug nehmen. Wenigstens waren wir nach knapp einer Stunde zurück in Managua und bereit für das nächste Abenteuer.

 

Ometepe

Montag, 30 Mai 2016 by
OmetepeUnsere Fahrt von Somoto nach Ometepe ,welche um 6:15 Uhr startete, dauerte zwar wieder bis zum Abend, aber es lief alles wie am Schnürchen. Das Busfahren in Nicaragua machte uns wirklich Spaß. Es funktionierte alles reibungslos und wenn wir mal nicht weiter wussten, halfen uns die freundlichen Menschen. Außer wenn es Taxifahrer waren. Die versuchten uns immer zu besch...!
Von Ometepe hatten wir uns etwas mehr versprochen. Im Reiseführer wurde sie als Abenteuerinsel wie aus dem Fantasyroman beschrieben. Die beiden Vulkane, der fruchtbare Boden, sauberes Wasser, breite Strände, eine reiche Fauna und archäologische Stätten. Das sind die Gründe, warum die Insel zum Topreiseziel Nicaraguas aufsteigt.
Die Insel hat uns gefallen, aber nicht überzeugt. Sicherlich haben zu unserem Gesamteindruck auch einige nicht beeinflussbare Umstände beigetragen wie z. B.: Die kaum erträgliche Hitze. Das Thermometer zeigte 33 Grad, aber gefühlt waren es 40 (tatsächlich, laut Wetterdienst). Im Schatten! Ohne uns zu bewegen, haben wir geschwitzt. Durch die nächtlichen Regenschauer schwirrten überall mückenartige Fliegen umher, die aber wenigstens nicht stachen. Das Wasser im See war sehr warm und braun und auch im Schatten am Vulkanstrand haben wir es nur mit Mühe ausgehalten. Die Natur am Ufer des Sees sah vertrocknet aus, was sich aber tatsächlich von Tag zu Tag durch die starken Regenfälle in der Nacht änderte. Das braun färbte sich in grün. Es gab kein Obst zu kaufen, nur eine geringe Auswahl an frischem Gemüse, aus dem wir uns aber leckere Pasta und Kartoffelcurry gekocht haben und kein gutes einheimisches Lokal in unserer Nähe. Hinzu kam noch der Schnupfen der Tina heimsuchte. Letztendlich haben wir von unseren 4 Tagen auf der Insel an drei Tagen nicht viel unternommen.
Am letzten Tag waren wir aber fit genug, um doch noch auf einen der beiden Vulkane zu steigen. Wir hatten uns für den etwas leichteren Aufstieg auf den kleineren und nicht mehr aktiven Vulkan Maderas entschieden u. a. weil der Aufstieg auch ohne Guide möglich war. Das wird wohl der schweißtreibenste Aufstieg unseres Lebens bleiben. Nach nur einer Stunde Wanderung konnten wir beide unsere T-Shirt auswringen. Es war so heiß und schwül, dass wir nur so tropften. Und das änderte sich auch nicht während der 8-stündigen Wanderung. Der Weg führte uns durch einen schwierigen, teilweise sumpfigen, dichten Dschungelpfad hinauf zum Krater. Oben angekommen, sahen wir einen grünlich bräunlichen Kratersee, umgegeben von dichtem Wald. Ein schöner Anblick, aber wir hatten schon schönere :-). Als Belohnung wartete auf uns eine ordentliche Portion Kartoffelcurry, welches noch vom Vortag übriggeblieben war. Nach einer guten Stunde war es schon wieder Zeit für den Abstieg, welcher fast genauso lange dauerte, wie der Aufstieg. Am Abend gönnten wir uns eine schöne lange, kalte Dusche und aßen eine recht gute Pizza beim Italiener gegenüber. Ausgeschlafen fuhren wir mit dem einzigen Bus des Tages zum Pier. Perfekt, um noch ein kühles Bierchen zu trinken und das Champions League Halbfinalrückspiel zwischen Bayern und Atletico Madrid zu sehen, bevor es weiter zu den Corn Island ging.

 

Somoto

Montag, 30 Mai 2016 by
SomotoIn Tegucigalpa, Honduras, gibt es keinen zentralen Busbahnhof. Jede Gesellschaft hat ihren eigenen Bahnhof und leider sind die meisten im gefährlichen Stadtviertel Comayagüela. Uns blieb also nichts anderes übrig, als uns wieder ein teures Taxi zu nehmen. Den Busbahnhof hätten wir ohne Taxi auch nie gefunden. Immerhin handelte uns unsere Hoteldame einen angemessenen Preis aus. Es ging quer durch die Stadt und wir waren froh im Auto zu sitzen. Die Stadt sah sogar im Tageslicht unheimlich aus. Überall Wachleute mit Maschinengewehren und Schlagstöcken, eingezäunte Häuser mit Stacheldraht...
Wir hatten Glück, wir mussten nur eine Stunde warten und dann fuhr unser Bus zu Grenze von Honduras. Ohne vorherige Sicherheits- und Taschenkontrolle ging hier natürlich auch nichts. 3 Stunden später erreichten wir auch schon die Grenze. Wieder einmal war weit und breit keine anderen Touristen zu sehen. Der Grenzübertritt ging recht einfach und schnell, leider zu schnell für Steffen. Ihm blieb wenig Zeit mit den Einheimischen das Championsleague Spiel zwischen Real Madrid und Chelsea zu schauen, welches auf einem Fernseher, der über dem Einreiseschalter hing, übertragen wurde. Wir holten uns den Ausreisestempel für Honduras und wechselten bei einem Herren, der mit hunderten von Scheinen in der Hand wedelte, unseres restliches Geld in Cordoba, um die Einreisegebühr für Nicaragua zu bezahlen. Das einzige Problem war nur, dass der Grenzbeamte 20 USD und keine einheimische Währung von uns haben wollte. Also musste Steffen einen Teil des Geldes nun wieder in Dollar wechseln. Noch 2 USD bezahlt, für was wissen wir nicht, und schon betraten wir leicht verwundert, Nicaragua. Direkt hinter der Grenze stand ein großer gelber Bus der uns mit in den nächsten Ort nahm. Komisch, wir fühlten uns direkt wohler in Nicaragua. Auf der Fahrt sahen wir keine Wachleute, keine eingezäunten Häuser mehr und auch die Natur und Orte gefielen uns besser. Der Kassierer im Bus brachte uns etwas spanisch bei und das Land und die Leute waren uns sofort sympathisch.
Das kleine Städtchen Somoto ist nichts Besonderes. Doch als 2003 zwei tschechische Wissenschaftler über eine Spalte in der unebenen Tonerde stolperten und die Granitlandschaft "entdeckten" wurde Somoto bekannt. Das einzige Hostel in der Stadt war nichts für uns und so buchten wir uns für zwei Nächte in das benachbarte Hotel ein. Wir hatten einen guten Preis ausgehandelt und es gab Frühstück. Nur leider zwei Tage lang kein Wasser, da es in der ersten Nacht so stark regnete, dass die Leitungen in der ganzen Stadt beschädigt wurden.
Der Ausflug in den Canon war ein echtes Erlebnis. Wir buchten uns einen Guide, der uns auf dem Weg durch die Schlucht begleitete. Mit Schwimmwesten ausgestattet fuhren wir mit einem Taxi zum Ausgangspunkt der Tour. Es ging zunächst durch einen kleinen Wald, vorbei an einem kleinen Dorf, bevor es zum Fluss hinunterging. Anschließend hüpften wir von Fels zu Fels, schwammen durch kleine Stromschnellen des braunen Flusses und sprangen von 8 m hohen Felsen in tiefe Wasserlöcher. Mit knurrendem Mägen erreichten wir nach über 6 Stunden wandern und schwimmen das Ziel unser Tour und genossen ein leckeres Essen in einem lokalen Comedor. Tina hätte nach dieser kleinen Canyoing Tour schon gerne eine warme Dusche genossen, ihr war doch etwas kalt geworden, aber Wasser gab es ja nicht.
Noch am Abend entschieden wir, dass unser nächstes Ziel die Vulkaninsel Omepete im Süden Nicaraguas sein sollte. Um dort, ohne Übernachtungsstop anzukommen, fuhren wir mit dem ersten Expressbus früh am nächsten Morgen nach Managua.