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Utila
Mittwoch, 27 April 2016
by bye bye Berlin
Utila gehört zusammen mit Roatán und Guanja zu den Bay Islands. Sie liegen 25 - 50 km vor der honduranischen Nordküste. Die Riffe vor den Inseln gehören weltweit zum zweitgrößten Wallriff nach dem australischen Great Barrier Reef und werden von Fischen, Korallen, Schwämmen, Rochen, Meeresschildkröten und sogar Walhaien bevölkert. In unserem Reiseführer wurden die Inseln als das Mekka für Taucher angepriesen. Klingt gut? Das dachten wir uns auch! Honduras stand eigentlich nicht auf unserer Reiseliste, aber das alles klang viel zu gut, um daran vorbei zu fahren. Außerdem waren wir schon seit 5 Wochen nicht mehr tauchen. Ja, das ist jammern auf hohem Niveau, aber was sollen wir machen :-). Unsere 20-stündige Fahrt begann um 3:15 Uhr morgens in Antigua und führte uns über Guatemala City weiter nach Copan und San Pedro Sula bis nach La Ceiba. Dank eines kaputten Busses, der uns zwei längere nicht geplante Reparaturpausen bescherte, nur um dann doch ausgewechselt zu werden, kamen wir erst um 23 Uhr in La Ceiba an. Diese kleine, hässliche Hafenstadt ist Ausgangspunkt für die Fährfahrt auf die Bay Islands.
Wir entschieden uns für die Insel Utila. Sie ist die kleinste und preiswerteste der drei Bay Inseln und bei Backpackern sehr beliebt. Roatán hat zwar die schöneren Strände, aber wir waren ja zum Tauchen da. Pünktlich um 9 Uhr am nächsten Morgen legte die Fähre nach Utila ab und wir freuten uns auf ein paar schöne Tage. Anders als im Reiseführer angegeben, kostete eine einfache Fahrt nur 100 Lempira statt der dort beschriebenen 472. Das sollte aber die einzige positive Überraschung im Hinblick auf die Preise bleiben. Zugegeben die Preise für Tauchen sind extrem günstig, wir zahlten nur 23 Euro pro Tauchgang inkl. Unterkunft. Normale Hotels\Hostels und Lebensmittel waren aber nichts für den Backpackergeldbeutel. Wir waren sicherlich noch ein bisschen von den asiatischen Preisen verwöhnt, aber 45 Dollar für ein dunkles Zimmer mit einem Bett und einem Ventilator erschien uns etwas überteuert. Nach einstündiger erfolgloser Suche nach einem gemütlichen und bezahlbarem Zimmer, nahmen wir das Angebot unserer Tauchschule an und bezogen eines ihrer Zimmer. Es war nicht schön, dafür aber kostenlos. Wir schrieben uns auch gleich fürs Tauchen am nächsten Tag ein, denn wir wollten ins Wasser :-).
Unsere beiden ersten Tauchgänge waren nicht so traumhaft, wie wir uns das vorgestellt hatten. Für unseren Geschmack zu wenig Fische, dafür aber sehr schöne und viele Fächerkorallen, ganz anders als in Asien. Dazu sahen wir noch ein paar große Krabben und eine riesige Moräne, die die ganze Zeit durchs Wasser schwamm. Normalerweise schauen diese Tiere unter einem Stein hervor oder aus einem Loch heraus, aber schwimmend und dann noch für eine so lange Zeit, sieht man sie selten. Wir waren bereits auf dem Rückweg zur Tauchschule, als unser Kapitän einen Walhai sichtete. Unser erster Walhai in natürlicher Umgebung. Wir alle waren ganz aufgeregt! Unser Kapitän versuchte möglichst dicht an dieses wunderschöne riesige Tier heran zu kommen, damit wir entweder vom Boot aus oder Unterwasser einen guten Blick erhaschen konnten. Das stellte sich aber als äußerst schwierig heraus. Denn kurz an der Oberfläche, war der Walhai auch schon wieder auf dem Weg in die Tiefe und so gab der Kapitän vorerst auf. Aber Zeit zum Trauern war keine, denn plötzlich war eine riesen Gruppe Delfine um unser Boot. Endlich Delfine, wovon Tina schon seit unserer ganzen Reise träumt! Taucherbrillen und Schnorchel aufgesetzt und keine 10 Sekunden später waren wir im Wasser und schnorchelten mit den Delfinen. Zum Glück sind diese intelligenten Tiere mehr an Booten und Menschen interessiert als Walhaie und so konnten wir sie sehr gut beobachten, wie sie immer wieder um uns herum oder vor dem Boot schwammen. Zusammen mit den Rufen der Delfine, die man sogar über Wasser hören konnte, war das ein unbeschreiblich schönes und unvergessliches Erlebnis. Aber damit noch nicht genug. Wir bekamen tatsächlich noch den Walhai zu Gesicht. Nur für einen kurzen Augenblick, als dieser schon wieder auf dem Weg in die Tiefe war, aber trotzdem unglaublich schön!
Am letzten Tauchtag hatten wir noch einen richtig guten Wracktauchgang mit einer Sichtweiten von über 30 Metern. Das erste Mal für uns beide und ein Tauchgang der Lust auf mehr macht. Dafür bräuchten wir aber erstmal eine Zusatzausbildung, bevor wir in die Wracks tauchen dürften und nicht nur "drum herum". Die anderen Tauchgänge waren nicht sehr spektakulär, es gab schöne Korallen, aber alles zusammen genommen einfach zu wenig Fische. Die Stunden an Land verbrachten wir mit Strandaufenthalten, Inselerkundung, Nahrungsbeschaffung und-zubereitung sowie Reiseplanung.
Nach 3 Tagen machten wir uns auch schon wieder auf den Weg nach La Ceiba, wo wir eine Wildwasserrafting Tour gebucht hatten. Die Stadt La Ceiba ist alles andere als schön, dafür ist die Landschaft drum herum umso schöner. Von der Fähre in La Ceiba wurden wir direkt von Jorge abgeholt und zu seiner "Lodge" in den Bergen gebracht. Direkt am Fluss gelegen, war diese der Ausgangspunkt für unsere bevorstehende Raftingtour. Diese war schön, aber viel viel zu kurz. Wir wären gerne noch ein oder zwei Stunden den Fluss runtergefahren. Nach unserer Tour unterhielten wir uns noch eine Weile mit Jorge über Honduras und auch die Sicherheitslage vor Ort. Was wir erfuhren, trug nicht gerade zu einem sichereren Gefühl bei. Honduras ist das Land, in welchem wir uns bis jetzt am unsichersten gefühlt haben. Sicherlich haben auch die ganzen Sicherheitshinweise oder Kriminalstatistiken dazu beigetragen. Aber auch die unzähligen bewaffneten Wachleute welche man vor Banken, in Einkaufszentren und auch vor kleinen Geschäften wie z.B. Apotheken oder Restaurants sieht, tragen zur Beunruhigung bei. Nach einer Nacht im Zelt auf der La Moskita Lodge bei Jorge, machten wir uns auf den Weg zurück nach La Ceiba, von wo aus wir weiter noch Somoto in Nicaragua fuhren. Für einen Tag war die Strecke zu weit, so dass wir in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, eine Nacht schlafen mussten. Auch diese honduranische Stadt war alles andere als schön. Von unserem Ankunftsort, einem ziemlich zwielichtigen Stadtviertel, in dem man sich auch am Tage nicht zu Fuß bewegen sollte, nahmen wir ein überteuertes Taxi in die Stadt. Tina hatte uns aus unserem Reiseführer ein kostengünstiges Hotel herausgesucht. Sauber, mit gemütlichem Gemeinschaftsraum und nicht weit zu einem chinesischen Restaurant, welches wir auch gleich nach unserer Ankunft besuchten, denn wir hatten mächtig Hunger. Zu unserem Hunger passten dann auch die Portionen die uns serviert wurden. Hatten wir uns erst über die doch recht hohen Preis gewundert, relativierte sich diese. Auf Anraten der Kellnerin hatten wir nur eine Portion Chop Suey bestellt, welche auch vollkommen ausreichte. Wir hatten sogar noch etwas übrig, was wir dann am nächsten Tag zum Frühstück aßen. Da die Hotelbesitzerin uns davon abriet im Dunkeln durch das Stadtzentrum zu laufen, verbrachten wir den restlichen Abend im Hotel und kümmerten uns um die Weiterreise nach Nicaragua.
- Publiziert in Honduras
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