Freitag Mär 24th, 2023
Antigua
Dienstag, 19 April 2016
by bye bye Berlin
Nicht geplant, war unser nächstes Ziel das schöne Städtchen Antigua in Guatemala. Nach fast vier Wochen Mexiko, mussten wir nun wir endlich etwas Spanisch lernen und das kann man am besten in Guatemala. Unser Spanischkurs lag schon über 1,5 Jahre zurück. Natürlich wollten wir danach weitere besuchen, lernen und am Besten noch mit Julia zum wöchentlich Deutsch-Spanisch-Treffen in Berlin in eine Kneipe gehen, aber wie es halt so ist, man arbeitet, geht seinen Hobbys nach und hat einfach keine Zeit. Jetzt musste also etwas passieren!
Unsere Hoffnungen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzer auf den mexikanischen Straßen, welche uns Auto- und Busfahrern den letzten Nerv raubten, ein rein mexikanisches Ärgernis sind, wurden auf unserer Fahrt von San Cristobal nach Antigua zerstört. Ein Poller jagte den anderen. Bei zwei oder drei Stunden Fahrt sicherlich kein Problem, doch wenn man wie wir, 12 h im engen Van mit 11 Passagieren sitzt, beginnt es irgendwann mächtig zu nerven! Nach einiger Zeit oder 100 Pollern, ergaben wir uns unserem Schicksal und ertrugen mit störrischer Gelassenheit auch die restlichen 1000. Die Landschaften auf dem Weg waren nicht sonderlich spektakulär, so dass wir froh waren, als wir ankamen.
Der Sprachschule, welche uns unserer Reiseführer empfahl, statteten wir gleich am nächsten Tag einen Besuch ab und buchten eine Woche Sprachkurs mit Privatlehrer, inklusive Freizeitaktivitäten am Nachmittag für 80 $ pro Person. Schon am nächsten Morgen ging es pünktlich 8 Uhr los. Der Unterricht fand in einem schönen Garten statt, in dem sich jeder Schüler zusammen mit seinem Lehrer ein schattiges Plätzchen suchte, um dann mit dem Lernen loszulegen. So verbrachten wir die folgenden 5 Tage mit lernen, Hausaufgaben machen und essen. Zu viel mehr war einfach keine Zeit :-). Am Montag unternahmen wir noch eine Stadtführung durch Antigua und am Dienstag ging es zu einer Macadamia Plantage. Die anderen Nachmittagsaktivitäten fielen leider dem Sport zum Opfer. Nicht wie ihr jetzt vielleicht denkt, wir haben kein Sport gemacht, vielmehr haben wir uns Fußball in einer Kneipe geschaut. Steffen hatte mal wieder das Bedürfnis, Fußball zu gucken und da bot sich die Champions League und die Europa League gerade an.
Nach all dem Lernen stand zum Abschluss unseres kurzen Guatemalaaufenthaltes die Besteigung des Vulkan Acatenago auf unserer to-do-Liste. 3976 m hoch, lange nicht mehr aktiv gewesen, dafür aber genau gegenüber dem sehr aktiven Vulkan Fuego gelegen. Mit etwas Glück kann man in der Nacht Lava den Berg runter fließen sehen, weswegen wir uns für eine 2 Tagestour mit Übernachtung im Zelt entschieden. Um Tina noch ein bisschen Zeit zu geben, sich von ihrer gerade mit Antibiotikum bekämpften Angina "zu erholen", starteten wir erst zwei Tage später, als geplant. Steffen ganz der Gentleman, übernahm das Tragen des Zeltes, der Schlafsäcke sowie des Wasservorates. Um 12 Uhr startete die Mission Gipfelbesteigung. Schon während des ersten Abschnittes fragten wir uns, warum wir uns das Antun! Gefühlte 45 Grad Steigung, 30 °C Lufttemperatur und dazu sandiger und staubiger Untergrund, auf dem wir 2 Schritte machten, nur um wieder einen zurück zu rutschen. Anfangs noch alle Gipfelbesteiger des vorherigen Tages wegen ihrer dicken Staubschicht auf dem Körper belächelt, steckten wir jetzt selber mittendrin und überlegten, wie viel Staub unsere Lungen so vertragen können. Die nächsten Stunden änderte sich nicht viel an dieser Situation. Mit der Zeit wurden die Rücksäcke immer schwerer und die Gespräche immer kürzer, die Schritte langsamer und die Sehnsucht endlich das Basislager zu erreichen, immer größer. Nach knapp 5 Stunden war es dann soweit, wir waren auf 3500 m angelangt und konnten mit der Errichtung des Nachtlagers beginnen. Noch waren wir eingehüllt von Wolken, welche uns die Sicht auf den Fuego versperrten, doch ab und zu hörte man ihn schon grollen. Bis zum Abendessen verzogen wir uns ins Zelt und versuchten ein bisschen zu schlafen und die Batterien ein wenig aufzuladen. Was die Lavafontänen betraf, sollten wir diesmal wenig Glück haben. Immerhin zog es am Abend auf und durch den Vollmond der hoch am Himmel stand, hatten wir einen super Blick auf den Fuego mit Ascheeruption und benachbartem Gewitter. Halb fünf am Morgen, als wir uns auf den Weg machten, die letzten 400 m bis zum Gipfel hinaufzusteigen, wurden wir von ein wenig Lava begrüßt, welche wir aber nur sehr kurz sahen. Dennoch ein guter Ansporn für die bevorstehende Quälerei.
Unsere Nacht war alles andere als erholsam. Uns war nicht kalt in unseren Schlafsäcken, aber die dünnen Isomatten konnten den harten, steinigen und holprigen Boden nicht ausgleichen und so wälzten wir uns von einer auf die andere Seite. Wir waren richtig froh, als wir gegen 4 Uhr geweckt wurden. Steffens erste Worte: "Endlich aufstehen, das wurde ja auch Zeit":-). Beim Aufstieg merkten wir dann auch umgehend, dass sich unsere Körper nicht wirklich erholt hatten. Hinzu kam, dass der Untergrund immer loser wurde. Wieder ging es 2 Schritte bergauf und einen bergab, aber es war noch steiler, als den Tag zuvor. Die letzten Meter glich unser Aufstieg eher einer Mount Everest Besteigung. Ein paar Schritte gehen, ausruhen und sich fragen warum! Wieder ein paar Schritte gehen, anhalten ausruhen und fluchen. So schleppten wir uns bis zum Gipfel, machten kurz vorher nochmal für ein, zwei schöne Sonnenaufgangsfotos halt. Oben angekommen entschädigte der wahnsinnige Blick für alle Strapazen und ließ den bevorstehenden Abstieg für kurze Zeit vergessen. Nach einer Runde um den Krater und einigen Fotos war es Zeit für den Abstieg ins Basislager. Länger hätten wir es auch nicht ausgehalten, den auf fast 4000 m war es eisig kalt. Den Weg, auf dem wir uns kurz zuvor in 1,5 h auf den Gipfel gequält hatten, konnten wir nun leichten Schrittes in Windeseile hinunter rennen und waren in nicht einmal 30 min wieder am Basislager. Noch kurz gefrühstückt, die Sachen gepackt und die Zelte abgebaut und schon waren wir bereit für die letzte Etappe, den Abstieg. Wir mussten alle Kräfte mobilisieren und nach nur 2,5 h waren wir wieder am Ausgangspunkt angelangt. Sichtlich erschöpft, waren wir froh wieder unten zu sein und freuten uns auf eine warme Dusche und vor allem unser Bett. Wir waren noch nie so fertig gewesen von einer Wanderung! Ob es jetzt an der Höhe lag, an noch nicht komplett überwundenen Krankheit oder einfach an fehlender Fitness, werden wir spätestens in Peru und Bolivien sehen. Dort sind 3976 m nicht das Ende sondern erst der Anfang!
- Publiziert in Guatemala
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