Freitag Mär 24th, 2023
Bira
Sonntag, 13 März 2016
by bye bye Berlin
Nur noch vier Tage und wir müssen Indonesien verlassen, da unser Touristenvisa ausläuft. Aber vorher schauten wir uns erstmal am Flughafen von Luwuk die totale Sonnenfinsternis an. Fast hätten wir es nicht mehr geschafft. Aber nochmal kurz zurück. Unsere beiden neuen Mitreisenden Alina und Roman, verabschiedeten wir auf Siau und waren traurig, nun wieder alleine weiterreisen zu müssen (Die Zeit mit Euch war toll!).
Mit der Fähre ging es binnen drei Stunden zurück auf die Hauptinsel. Dort wollten wir uns unseren Flug am nächsten Tag nach Luwuk buchen. Tja, nur leider dachten sich das auch einige andere Menschen, denn der Flug war ausgebucht. Nachdem wir mindestens Plan B, C, D und E durchgesprochen hatten und nix klappte (es war mittlerweile spät abends), entschieden wir uns, am übernächsten Tag den riskanten Flug um 6 Uhr morgens nach Luwuk zu buchen. Unser Plan: die Sonnenfinsternis schon aus dem Flugzeug sehen und den Rest dann am Flughafen. Und was sollen wir Euch sagen. Es hat geklappt und war fantastisch. Der Flughafen in Luwuk war so klein, dass wir schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug mitten auf der Landebahn standen und unsere ersten Versuche mit unseren Brillen unternahmen.
Die Brillensuche am Tag zuvor müssen wir auch noch kurz erzählen. Eigentlich dachten wir (Steffen mehr als Tina), dass bei so einem Ereignis, die Straßen voll mit Brillenverkäufern sind. Aber nix da. Nach zwei Stunden erfolgloser Suche entschieden wir uns, einfach ein analogen Foto-Film zu kaufen, um diesen mehrfach übereinander gefaltet als Sonnenbrille zu benutzen. Aber in ganz Manado war kein Film aufzutreiben. In allen Fotogeschäften bekamen wir nur ein ungläubiges Lächeln auf die Frage nach analoger Fototechnik (ok wir waren in neu Asien). Es war mittlerweile spät geworden und immer noch hatten wir nichts, mit dem wir uns die Sonnenfinsternis angucken konnten. Enttäuscht liefen wir in Richtung Hotel. Aber Tina mit ihren Adleraugen ist Verlass. Sie erspähte einen kleinen Laden der gewisse Ähnlichkeit mit einem Baumarkt hatte. Und tatsächlich, es gab eine große Auswahl an Schweißerbrillen. Sonnenfinsternis gerettet!
Ein paar Minuten nach der Landung in Luwuk hatten wir auch schon unser Gepäck. Weitere 5 Minuten später standen wir mit einigen Einheimischen direkt am Strand und beobachten dieses Naturschauspiel. Spannend, aber zugleich auch etwas unheimlich. So etwas muss man einmal miterlebt haben. Wir waren so glücklich, dass wir noch Plan F umsetzen konnten und dieser am Ende sogar der Allerbeste war. Nach der Sonnenfinsternis mussten wir noch ungefähr 20 Fotoshootings mit den Einheimischen machen, aßen leckere Mi Goreng, schauten einen Film und schon startete unser Flieger nach Makassar (diesen Flug hatten wir schon Wochen vorher gebucht).
Die letzten drei Tage trieb es uns zum südlichsten Zipfel von Sulawesi, zu einem Stranddorf namens Bira. Es gab mehrere Gründe, sich das Dörfchen anzuschauen. Zum Einen ist es relativ abgelegen und touristisch noch nicht sehr überlaufen. Zum Anderen hat es einen wunderschönen Strand und ist ein Mekka für Taucher. Last but not least: Hier werden die Pinisi und andere Holzboote von den Bugis - einem auf Sulawesi lebenden Seefahrervolk - gebaut, und zwar direkt am Strand, ohne Bauplan, nur mit Erfahrung!
Vom Flughafen in Makassar fuhren wir mit einem Taxi zu dem Busbahnhof, von wo wir eigentlich mit einem Bus nach Bira fahren wollten. Letztendlich saßen wir in einem Minivan, zahlten etwas zu viel Geld, aber erreichten nach ca. 7 Stunden Fahrt am späten Abend unser Hostel in Bira. Wir wussten, dass wir erst spät am Abend in Bira eintreffen würden, und hatten uns darum schon vorab um eine Unterkunft gekümmert. Ein einfacher Bungalow in einer backpacker freundlichen Tauchschule direkt am Meer. Am Morgen waren wir beide mal wieder überglücklich, dass unsere Planung uns auch noch in dieses Paradies brachte. Der Strand war tatsächlich wunderschön, fast menschenleer, natürlich (auch wenn hier und da Müll lag), das Wasser leuchtete in den schönsten türkistönen und der Sand war wie Puderzucker. Beim Frühstück besprachen wir mit unseren sehr netten Tauchguides den Tagesablauf und schon saßen wir auf unserem Tauchboot. Die ersten beiden Tauchgänge haben uns regelrecht umgehauen, so dass wir uns zum ersten Mal entschlossen, am Nachmittag einen weiteren Tauchgang am Hausriff zu machen. Wahnsinn! Wir tauchten durch einen sogenannten Kamin (ca. 6 Meter senkrecht durch einen engen Tunnel mit dem Kopf zuerst) und sahen Tausende von kleinen Fischschwärmen, riesen Wrassen und Napoleonfische, riesige Pufferfische, Blaupunktrochen, Skorpionfische, Seeschlangen ... und weckten am Nachmittag dann noch eine Riesenschildkröte (mind. 140 cm) aus ihrem Schlaf. Wir waren total geflasht von diesen drei unvergesslichen Tauchgängen, so dass wir uns entschieden, nicht die Bootsbauer bei ihrer Arbeit zu beobachten, sondern noch zwei weitere Tauchgänge zu machen. Diese waren genauso schön wie die ersten drei. Leider mussten wir am nächsten Tag schon abreisen, verweilten noch eine Nacht im Flughafenhotel von Makassar, um am frühen Morgen nach Kuala Lumpur zu fliegen. In Kuala Lumpur verbrachten wir noch eine kurze Nacht in einem schönen Hotel, aßen in einem tollen malaysischen Restaurant für wenig Geld richtig gut und verabschiedeten uns mit zwei weinenden Auge von Asien. Die beiden anderen Augen freuten sich auf Steffens Eltern und Mittel- und Südamerika. Mit dem Flieger ging es zunächst nach Honkong, dann weiter nach Toronto und schlussendlich landeten wir nach 36 Stunden im Flieger am Flughafen in Cancun, Mexiko.
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Siau Island
Dienstag, 08 März 2016
by bye bye Berlin
Unser Plan für 3,5 Tage Siau Island: |
Doch es kam alles ganz anders! |
Nachdem wir am Morgen erfolgreich den aktiven Lokon in Tomohon bestiegen hatten, fuhren wir mit unserem Guide zum Busbahnhof in Tomohon, als dieser einen Anruf von Michael bekam. Die Nachtfähre, mit welcher wir nach Siau fahren wollten, startete diesmal von Likupang. Eine kleine Stadt ganz im Norden von Sulawesi "nur" 40 km entfernt von Manado, dem eigentlichen Startpunkt. Nun ist das mit dem Reisen in Sulawesi so eine Sache! 40 km sind normalerweise ein Klacks und wir hätten noch gute 4 h Zeit gehabt. Doch wir saßen noch nicht einmal im Bus von Tomohon nach Manado. Diese Busse haben keinen festen Zeitplan, d. h. sie fahren los, wenn sie voll sind und wir waren die Ersten. Von 10 min bis zwei Stunden Wartezeit war also alles möglich. Kurz hatten wir in Erwägung gezogen alle Busplätze zu kaufen, um direkt loszufahren. Nach Romans Berechnungen wären es ca. 20 Euro gewesen, 5 Euro pro Person, was durchaus im Budget gelegen hätte :-). In Manado angekommen, hätten wir weiter nach Likupang fahren müssen, aber ob die Fähre tatsächlich um 16 Uhr oder 17 Uhr oder überhaupt gefahren wäre, wer weiß das schon. Es blieb uns nichts anderes übrig, als auf das Speedboot am nächsten Tag um 12 Uhr zu steigen. Es war zwar teurer, dafür aber die sicherste Variante. Unser Aufenthalt schrumpfte nun also schon vor Ankunft auf Siau von 3,5 auf 3 Tage.
Den Abend in Manado ließen wir im Restaurant bei sehr gutem Essen (leider etwas scharf für Roman:-)) und einem kühlen Bier ausklingen. Am nächsten Tag saßen wir vier einzigen Touristen pünktlich um 12 Uhr auf der Fähre nach Siau. Lustig war, dass wir an Board auch gleich Harry trafen (die Empfehlung von Michael), den einzigen Taucher mit Leihausrüstung auf Siau. Wir verabredeten uns direkt für den nächsten Tag für einen Tauchgang.
Angekommen auf Siau wurden wir von unserer quirligen, kessen und zurechtgemachten Vermieterin Ayu in Empfang genommen. Auch diesen Kontakt hatte uns Michael vermittelt. Ayu war wirklich super freundlich und hatte, wie wir später sehen sollten, ein paar wirklich schöne Bungalows direkt am Meer. Mit ihrem Auto fuhren wir 40 min quer über die Insel. Teilweise ging es recht steil bergauf und Ayu bretterte im ersten Gang hinauf und entschuldigte sich permanent für ihre Fahrweise. Durch unberührten Regenwald, vorbei an einem aktiven Vulkan, entlang schöner Strände und schroffen Küstenlinien. Alleine diese Fahrt war ein Highlight. Angekommen, besichtigten wir Ayus Grundstück und die beiden einzigen halbwegs fertigen Bungalows. Unser Bungalow war bis auf den fehlenden Strom fertig, welcher bis zum Abend fließen sollte. Bei Alina und Roman sah die Sache etwas anders aus. Strom war vorhanden allerdings fehlte im Bad der Bodenbelag und fließend Wasser, dafür gab es aber eine Wassertonne. Von außen sahen die Bungalows recht neu aus, aber von innen, als wären sie schon Jahre alt. Typisch für Asien.
Zu unserer Freude brachte uns Ayu zur Begrüßung ein Bier und eine große Schale mit Früchten. Später wurde uns noch ein einfaches Abendmahl in unserem spartanischem Essbereich (ein Holzpavillon, ohne Stühle und Licht) serviert und ein paar Gespräche später war der Tag auch schon vorbei. Am nächsten Morgen standen wir mit gepackten Sachen, bereit für unseren ersten Tauchgang, um 11 Uhr vor unseren Bungalows und warteten auf Ayu, die uns zu Harry fahren wollte. Eines vorweg: Tauchen waren wir nicht. Wir fuhren also zu Harry und wunderten uns über die Ankunft nach einer Minute. Harry war direkt am Nachbarstrand, zusammen mit dem Bürgermeister, dessen riesen Haus (ähnlich des weißen Hauses) wir schon von der Fähre aus gesehen hatten, seinem kompletten Mitarbeiterstab, einem niederländischem Paar und deren Eltern. Thema der Versammlung war, der Stromanschluss für die kleine Bucht mit traumhaften Strand und zwei Bungalows. Und so eine wichtige Entscheidung kann nur das Oberhaupt des gesamten Sangir Archipels entscheiden :-). Nachdem wir alle Hände geschüttelt hatten, dachten wir uns, eigentlich wollten wir ja tauchen! Doch wir hatten die Rechnung ohne Harry gemacht. Harry wusste von nix. Vielleicht hatten wir uns auf der Fähre nicht deutlich genug ausgedrückt. Mmh, aber nicht noch einmal dachten wir uns und nagelten Harry für den nächsten Tag 13 Uhr fest. Alles noch drei mal wiederholt und von Harry bestätigt, wähnten wir uns in Sicherheit und überlegten uns, was wir mit dem angebrochenen Tag machen sollten.
Zufällig hatte Ayu Geburtstag und auf unserer To-do-Liste stand noch eine Inselhoppingtour und so hieß es schnell: Sachen packen, wir fahren alle mit dem Boot zu einer einsamen Insel. Schnell ist auf Siau eher ein Fremdwort, wir brauchten bestimmt noch 4 h, bis wir endlich im Boot saßen. Dazwischen lag viel Warterei und Planlosigkeit, über dass, was denn nun eigentlich passiert. Wir warteten auf Pickups, fuhren wieder rüber zu Ayu und zurück zum Nachbarstrand, hofften auf Mittagessen bei Ayu, aber ohne Erfolg. Dann wieder warten bis wir auf der Ladefläche eines Pickups sitzend, mit dem ganzen Bürgermeisterstab endlich zum Hafen fuhren. Wir waren die Hauptattraktion der Insel. Mittlerweile war es schon 17 Uhr, wir immer noch nicht auf dem Boot, hatten Hunger und beschlossen uns eine Suppe im Hafen zu holen. Doch dort musste es plötzlich ganz schnell gehen. Also gab es eine Suppe to go, verpackt in einer Tüte. Im wahrsten Sinne des Wortes eine Tütensuppe :-). Beim Ablegen wurden wir noch vom Bürgermeister und seinem Tross verabschiedet und los ging es. Alina und Tina brachten sogar das Kunststück fertig, die Nudelsuppe mit einem Löffel aus einer Tüte zu essen, während das Boot durch die Wellen schaukelte. Respekt! Roman und Steffen warteten noch 45 min, bis wir die Insel erreichten. Wer nun alles mit an Bord war, war uns nicht ganz klar. Neben Ayu und ihrem süßen Sohn im Supermannkostüm, war noch eine Freundin von ihr dabei, aber warum einer der Mitarbeiter des Bürgermeisters mit im Boot saß und wer die anderen Männer waren, dass wissen nur die Einheimischen. Egal, alle waren herzlich und freundlich, die Insel und der Strand waren wunderschön und wir die einzigen Menschen weit und breit. Toll! Viel Zeit hatten wir allerdings nicht, denn das Sonnenlicht neigte sich langsam dem Ende. Nachdem wir Reis mit Fisch und scharfem Tomatensalat gegessen, Fotos geknipst und geschnorchelt hatten, schauten wir uns den Sonnenuntergang an und schipperten zurück. In einem kleinen Kahn auf dem Meer, millionen Sterne über uns, genossen wir sprachlos diese Fahrt und ließen diesen seltsam schönen Tag bei ein paar kühlen Bier ausklingen.
Neuer Tag, neues Glück, auf zum Tauchen! Das dachten wir solange bis am Mittag Ayu zu uns kam. Harry wusste scheinbar wieder nichts von unserem Tauchdate und war gerade mit seinen niederländischen Gästen auf dem Weg zur Fähre. Langsam wurden nicht nur wir, sondern auch Ayu sauer. Sie natürlich darum besorgt, dass wir vier einen schönen Aufenthalt auf Siau haben (der Tourismus steckt wirklich noch in den Kinderschuhen). Letztendlich saßen wir im Hauptort der Insel, aßen etwas und warteten auf Harry. Ayu hatte scheinbar ein paar Takte mit ihm geredet. Und was keiner von uns vieren glaubte, Harry kam wirklich! Wie am Tag zuvor, fuhren wir auf der Ladefläche eines Pickups über die Insel, diesmal mit Harrys Tross. Links und rechts der Straße hörten wir die Leute wieder "Hello Mister" oder "Hello Misses" rufen.
Unser Tauchgang entschädigte uns für die fast zwei tägige Wartezeit, auch wenn es nur einer werden sollte. Für den zweiten, fehlte schlicht weg die Zeit. Zu sehen bekamen wir die merkwürdigsten kleinsten Kreaturen, die die Unterwasserwelt zu bieten hat. Wir kannten weder die Namen der Kreaturen, noch wussten wir, dass es solche Lebewesen gibt. Zusammen mit der sensationellen Sichtweite von bestimmt 50 m und den Detonationen des Vulkanes, die wir Unterwasser super hören konnten, war es spektakulär. Dank Harry und seiner "super" Organisation, endete der Tauchtag, wie er begonnen hatte. Mit Warten! Bei Harry zu Hause gab es Kuchen und Tee, nicht weiter schlimm, aber wir waren doch leicht genervt, als wir endlich nach 2 h von Ayu abgeholt wurden. Jetzt nur noch schnell in den Supermarkt, um Getränke für unseren letzten Abend zu organisieren und schon saßen wir bei unseren Bungalows und läuteten den Abend bei einigen Bier und guter Musik ein. Doch als die Nacht einbrach, ging unsere "Abschiedsparty" erst richtig los. Auch Ayu, ihre Freunde und Angestellten waren am Feiern und gesellten sich zu später Stunde zu uns. Angelockt von unser Musik oder Lichterkette :-) tranken wir nun zusammen, erzählten und tanzten. Irgendwann war aber "Schlafenszeit", denn das ein oder andere Gebräu hatte bereits den Weg in unsere Köpfe gefunden. Außerdem mussten wir ja am nächsten Morgen gegen 12 Uhr unsere Fähre nach Manado bekommen. Gut, dass war nicht der Grund, weswegen Steffen einen polnischen gemacht hat, auf jeden Fall war es für alle Zeit ins Bett zu fallen. So war der nächste Morgen dann geprägt von Hektik und Katerstimmung. Der Abschied von Alina, Roman und der schönen Insel Siau nahte und mit leichtem Kater packten wir in aller Eile die Sachen. Leider klappte es auch nicht auf dem Rückweg, die Nachtfähre um 17 Uhr zu nehmen, denn sie fuhr zu einem kleinen Örtchen im Osten von Nordsulawesi. Es passte also alles zusammen. So wie der Trip begann, endete er. Mit Wehmut über das Ende dieser schönen Zeit mit Roman und Alina, bestiegen wir gerade noch rechtzeitig die Fähre, um am nächsten Tag den Flieger nach Luwuk zu nehmen. Flugtickets hatten wir noch keine, dass wollten wir in Manado erledigen. Das dies problematisch werden sollte, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht...
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Die Vulkane von Tomohon
Freitag, 04 März 2016
by bye bye Berlin
Nach so vielen Tagen Insel, Meer und Sonne, war es wieder Zeit für Veränderung. Die Togian Inseln waren traumhaft, aber es muss ja weiter gehen. Diesmal fuhren wir mit einer recht bequemen Nachtfähre von den Togian Inseln auf das Festland nach Gorontalo. Wir fühlten uns ein bisschen wie auf Klassenfahrt. Viele der anderen Touristen kannte man schon von den Togian Inseln und alle schliefen wir in einer Reihe auf den Matratzen. Auf der Fähre bekamen wir zur Verabschiedung den wohl schönsten Sonnenuntergangshimmel der ganzen Reise, wenn nicht sogar unseres ganzen Lebens zu sehen! Die Bilder können dabei nur einen kleinen Eindruck vermitteln. Einfach unbeschreiblich! Von Gorontalo waren es nochmal 10 h im Privatauto nach Tomohon. Das konnten wir uns aber nur leisten, weil wir diesmal zu viert unterwegs waren. Alina und Roman, die wir beim Tauchen kennengelernt haben, waren mit dabei. Trotz des Luxus eines privaten Autos waren wir insgesamt 24 h unterwegs. Aber daran haben wir uns ja mittlerweile gewöhnt.
Warum haben wir die so wunderschönen Togian Islands verlassen? Wir wollten nach Tomohon die Stadt der Blumen. Gelegen im Minahasa Hochland und umgeben von zwei Vulkanen . Es war Zeit wieder etwas aktiver zu werden. Unser Plan war daher die Besteigung der zum Teil noch aktiven Vulkane.
Nach unserer Ankunft fragten wir uns zu allererst, warum wir uns das antun! Es regnete, es war "kalt" und alles war klamm. Wenigstens hatten wir eine schöne Unterkunft. Umgeben von vielen Bäumen, Palmen, Sträuchern, Pflanzen, ... fühlten wir uns wie im Dschungel. Das alles konnten wir von unserem Bungalow aus genießen, denn zwei Seiten waren komplett verglast. Kamen am Abend vielleicht noch Zweifel auf, ob es richtig war hierher zu kommen, wurden diese am nächsten Morgen von der Sonne vertrieben.
Nach dem Frühstück machten wir vier uns gut gelaunt auf zu unserer Vulkantour Nummer 1. Auf dem Plan stand die Besteigung des Mahawu, der Besuch des lokalen Marktes und des Schwefelsee Donau Linow. Eine organisierte Tour erschien uns mit 50 Euro pro Person sehr teuer und so zogen wir auf eigene Faust los. Das war genau die richtige Entscheidung. Wir hätten definitiv nicht soviel Spaß gehabt. Unser erstes Ziel, den Mahawu, haben wir nicht wirklich bestiegen. Wir sind auf einer asphaltierten Straße hochgelaufen. Aber wenigstens haben wir uns nicht bis hoch zum Parkplatz fahren lassen. Links und rechts der Straße waren Felder lokaler Bauern, welche neben Möhren und Mais allerlei anderes Gemüse anbauten. Tina konnte es sich nicht nehmen lassen, die ein oder andere Möhre zu probieren. Sehr lecker! Oben angekommen konnten wir noch einen Blick in den Krater und auf die Umgebung erhaschen, bevor uns die Wolken in dichten Nebel hüllten. Zeit zum Fotos knipsen hatten wir zum Glück auch noch. Sonderlich spektakulär war die erste Vulkanbesteigung unseres Lebens aber nicht. Für ein bisschen Abenteuer sorgte hingegen unser Rückweg. Ein Schild am Wegesrand mit der Aufschrift "Höhle in 800m" erweckte unser Interesse. Wir verließen unsere Straße und machten uns auf die Suche. Das Schild sollte das einzige bleiben, aber nach ein oder zwei Sackgassen fanden wir sie. Auf Höhlen waren wir nicht vorbereitet, unsere Taschenlampe lagen im Bungalow, (sie hätten eh nicht funktioniert) doch zum Glück waren Roman und Alina dabei. Mit ihrer Taschenlampe und einem Handy ausgestattet, stiegen wir einen kleinen Hang hinab und machten uns auf in die Hölle. Sie war nicht sehr tief und außer Fledermäusen gab es nicht viel zu sehen, aber trotzdem ein netter Zwischenstopp. Zurück ging es per Anhalter. Einige Zeit hatten wir schon auf ein Bemo (die indonesische Art des Nahverkehrs) gewartet, da versuchte Alina ihr Glück beim ersten vorbeifahrenden Auto. Ein kurzes zögern des Fahrers, doch dann hielt er an und schon saßen wir vier im Auto und versuchten uns im Smalltalk auf indonesisch, was erstaunlich "gut" klappte :-) Zurück in der Stadt besuchten wir den lokalen Markt. In Tomohon geht man nicht in den Supermarkt, man geht auf den Markt. Dort gibt es alles was die Leute für ihr tägliches Leben brauchen. Haushaltsgeräte, frisches Obst und Gemüse, Fisch und natürlich auch Fleisch. Das Fleisch ist es auch, was den Markt so bekannt macht. Es gibt nicht nur gegrillten Flughund, Affe oder Python Schlange, nein auch Ratte oder Katze am Spieß und Hund. Für uns Europäer schwer anzusehen. Vor allem, wenn man die Hunde eingequetscht in Käfigen sieht und daneben die toten Tiere, bereit zum Flambieren mittels großem Gasbrenner. Letzte Station des Tages war der Schwefelsee. Dazu hieß es in unserem Reiseführer: "Nur gut sechs Kilometer von Tomohon entfernt liegt der malerische Schwefelsee Danau Linow. Ein wunderbarer Stop auf der Tour durch das Minahasa-Hochland! Der See Linow befindet sich inmitten des riesigen Tondanokraters und wird auch der See der vielen Farben genannt. Der Ursprung dieses Namens liegt im besonders hohen Schwefelgehalt, im Zusammenspiel mit Algen, die dafür sorgen, dass der See in vielen verschiedenen Grün-, Braun-, Gelb-, Türkis-, und Rottönen schimmert. Aber nicht nur der Linow-See selbst, sondern auch die den See umgebende Landschaft ist absolut sehenswert. Überall blubbern heiße Quellen und Schwefeldämpfe steigen zwischen den Bäumen auf. Ein mystischer Anblick!" Ganz so aufregend war es dann nicht, ob es an dem einsetzenden Regen lag oder der fehlenden Sonne? Wer weiß, es war aber definitiv ein super Tag, der auch noch nicht ganz zu Ende war.
Wir wollten ja unbedingt noch auf den Gunung Lokon steigen. Der knapp 1600 m hohe Vulkan ist einer der besonders aktiven Vulkane Indonesiens. Die letzte Eruption ereignete sich im Mai 2015. Deshalb wird empfohlen , mit einem ortskundigen Führer hinaufzusteigen. In unserer Unterkunft waren die Preise ja bekanntlich zu hoch und so versuchten wir unser Glück bei Michael. Michael leitet das Mountain View Resort, welches ganz in der Nähe unserer Bungalows lag, ist Expeditionsleiter und seit 1990 vom Indonesien-Virus befallen. Eigentlich wollten wir nur kurz fragen, ob und zu welchen Konditionen er die Besteigung des Lokon anbieten. Daraus wurde eine 5 stündige, sehr informative und interessante Unterhaltung. Es stellte sich heraus, dass Michael der Experte für Sulawesi und Papua ist. Bei ihm fragen die Reisebuchverlage an, ob er nicht die Kapitel über diese Regionen Indonesiens verfassen will. Und auch an unserem Reiseführer "Sulawesi – On The Road and Inside Indonesia" hat er mitgewirkt. An dieser Stelle müssen wir den Autoren von www.indojunkie.com ein großes Dankeschön für dieses tolle Buch aussprechen, welches uns auf unserer Reise durch Sulawesi ständig begleitete. Auch bei unserer weiteren Reiseplanung war uns Michael sehr behilflich. Sowohl Alina und Roman als auch wir beide wussten noch nicht genau wie es nach Tomohon weiter gehen sollte. Weiter Richtung Norden nach Manado, irgendwohin zum Tauchen, das war klar. Aber wohin? Auf dem Festland bleiben oder auf eine der zahlreichen Inseln und wenn ja auf welche? Alles nicht so einfach. So wurde die Idee von Siau geboren, einer 125 Quadratkilometer großen Vulkaninsel, welche zum Sangihe-Archipel zählt. Zu unserem Erstaunen mit einer super Schiffanbindung ans Festland. Wir hatten Roman und Alina schon richtig ins Herz geschlossen, den beiden ging es wohl ähnlich, und so beschlossen wir auch weiterhin zusammen zu reisen.
Am nächsten Morgen stiegen wir natürlich auch noch zum Lokon auf. Mit unserem Guide, der uns durch Michael uns seine Freundin vermittelt wurde. Wir erreichten den Kraterrand nach 60 min Aufstieg im "Flussbett", das durch Lava entstanden ist. Oben bei strahlendem Sonnenschein angekommen , hatten wir einen wunderbaren Blick auf Tomohon bis zum Tondano See. Wie wir von unserem Guide erfuhren, hat man zu dieser Jahreszeit selten einen so freien Blick. Wie bei jedem unserer Bergaufstiege in den letzten Monaten hatten wir also auch diesmal Glück mit dem Wetter :-)! Wir konnten am Kraterrand entlang gehen und in den Krater hinein schauen, doch wir sahen nur weißen Rauch aufsteigen, der zu unserem Glück nicht in unsere Richtung zog. Es roch auch so schon stark nach Schwefel und im Hals kratzte es ein wenig. Nach 20 min machten wir uns wieder auf den Rückweg, um direkt weiter nach Manado zu fahren. Der Lokon war der krönende Abschluss unseres kurzen, aber doch sehr ereignisreichen Tomohon Aufenthalts.
Auf nach Siau!
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Togian Islands - Ein Paradies auf Erden
Dienstag, 01 März 2016
by bye bye Berlin
Nach so vielen Tagen ohne Strand wollten wir nun endlich wieder ans Meer. Unser Ziel: Die Togian Inseln. Mit einer Art Mitfahrgelegenheit, welche man uns als Bus verkauft hatte, fuhren wir mit zwei Einheimischen früh morgens in Tentena los. Sie sollten uns nach Poso bringen, damit wir dort den Bus nach Ampana nehmen konnten. Ampana ist der Ausgangspunkt für die Fähre in Richtung Togian Inseln. Aber auch in Poso stiegen wir in keinen Bus, sondern wieder in ein Auto, dass uns mit nach Ampana nahm. Wir waren zunächst skeptisch, aber der Fahrer "erklärte" uns auf indonesisch, dass wir zum Buspreis fuhren. Ganz stimmte das wohl nicht, aber für 6 Euro gönnten wir uns gerne den Luxus und erreichten schon am frühen Nachmittag unsere Unterkunft in Ampana.
Ein Hotel, direkt am Hafen, umgeben von gefühlt hundert Karaoke Bars und Moscheen, welche bis in die späte Nacht laute Geräusche von sich gaben. Am Abend setzten wir uns noch in ein Freiluftrestaurant, dachten wir zu mindestens. Dieses vermeidliche Restaurant verwandelte sich auf einmal in eine Karaoke Bar. Mit Musik, so laut und schlecht, dass Steffen den Sänger bat, die knisternden und viel zu lauten Boxen leiser zu stellen. Welche zudem genau neben uns standen. Auch das Essen war ein totaler Reinfall. Aber egal. Am nächsten Morgen besorgten wir uns noch ein paar Vorräte und Geld für unsere einsame Insel. Flott die Tickets gekauft und ab ging die "wilde" acht stündige Fährfahrt. Irgendwie fanden wir es in der Bunkerklasse ganz schön und authentisch. Wir hatten Matratzen und machten es uns neben den Einheimischen, Hühnern, Eiern und unendlich vielen anderen Waren gemütlich.
Die wunderschönen Togian Inseln bestehen aus einer Gruppe eng beieinander liegender Koralleninseln und sind zum Teil sehr dicht bewaldet. Wir entschieden uns für Bolilanga. Eine winzige Insel mit nur 12 Bungalows, einem Restaurant und einem fantastischem Hausriff rund um die ganze Insel. Wir bereuten die Entscheidung nicht. Nach nur 10 min Fahrt mit einem kleinem Boot vom winzigen Hafen, zogen wir in eine dieser Holzhütten ein. Einfach und rustikal, ein Bett mit Mückennetz, das reicht. Im Bad gab es keine Dusche, sondern das für Indonesien typische Mandi. Ein Becken mit kaltem Wasser und eine Schöpfkelle, mit der man sich mit dem kühlen Nass übergießt. Besser als jede schlechte Dusche! Auf der Veranda sitzend konnten wir den Ausblick auf den strahlend weißen, feinen Sandstrand und das Meer genießen. Das Wasser türkisfarben, oft spiegelglatt und badewannenwarm. Das Eiland war so schmal, dass wir vom Restaurant rechts sowie links aufs Meer blicken konnten, Vollpension inklusive. Gegessen wurde mit den anderen Gästen zusammen an großen familiären Tisch. Das Essen war sehr einfach, aber immer frisch und reichlich. Am dritten Abend hatten wir sogar das Glück, an einem Geburtstagessen teilnehmen zu dürfen. Ein Däne hatte Geburtstag und seine Freundin schenkte ihm eine Ziege. Alan, der Ressortleiter und seine Crew zauberten ein traumhaftes Barbecue direkt am Strand. Sie bauten eine riesen Tafel auf, zauberten sogar ein Dach aus Bananenblättern und grillten die Ziege direkt am weißen Sandstrand über einem Lagerfeuer. Was für ein Ereignis :-). Unfassbar war auch der Preis. Wir zahlten nur 13€ pro Person am Tag im Paradies.Schon bei unserer Ankunft kamen wir mit Catharina und Gregor aus München ins Gespräch. Wir waren uns sofort sympathisch. Jeden Abend saßen wir beim Abendessen zusammen und erzählten uns über Stunden Geschichten über das Reisen, das Leben und viele andere Abendteuer.
Natürlich hatten wir auch auf dieser einsamen Insel immer etwas zu tun. Am Tag nach unserer Ankunft ließen wir uns vom inseleigenen Boot zur Nachbarinsel bringen, da es dort eine Tauchschule gab. Alles klappte wunderbar. Zusammen mit Alina und Roman (beide aus der Schweiz, wobei Alina gebürtige Hamburgerin ist) traten wir unsere ersten beiden Tauchgänge in Indonesien an. Wir waren tatsächlich nur zu viert und hatten die Riffe komplett für uns alleine. Die beiden Tauchgänge waren sehr schön und zum ersten Mal auch je über eine Stunde. Endlich konnten wir mal unsere Luft verbrauchen. Fische und Korallen erstrahlten in dem lichtdurchfluteten Wasser in herrlichen Farben. Die Zahl der Farben und Formen schien grenzenlos. Rosafarbene Fächerkorallen wogen sich in der Strömung, daneben riesige Felder heller Steinkorallen. An einigen Stellen waren jedoch die verheerenden Spuren des Dynamitfischens zu sehen. Wir hörten auch eine Detonationen. Diese sind wohl seltener geworden. Doch der Grund ist traurig: es gibt meist schlichtweg nicht mehr genügend Fische an einem Ort, als dass sich der Einsatz des Sprengstoffes lohne. Nichtsdestotrotz waren es zwei fantastische Tauchgänge.
Wir vier verstanden uns auf Anhieb super und zurück an Land schmiedeten wir Pläne für die nächsten Tage. Am nächsten Tag ging es also zu dem in rund 30 Minuten entfernten See der Quallen. Die schlabberigen, faustgroßen Wasserwesen haben im trüben Gewässer des Sees keine natürlichen Feinde und können sich darin ungestört vermehren. Ständig stößt man beim Baden auf eine Qualle. Obwohl sie nicht giftig sind (und man sie daher problemlos anfassen kann) fühlten wir uns ein bisschen wie in einen Horrorfilm versetzt. Anschließend hielt unser Boot noch an einem paradiesischen Strand, menschenleer, ohne Müll, mit einem vorgelagerten riesigen Riff zum schnorcheln. Wie aus einem Südseereisekatalog! Wow!
Da wir vier unbedingt nochmal tauchen wollten und die anderen Tauchplätze nicht in der Nähe lagen, fuhren wir am nächsten Tag eine Stunde mit dem Speedboat zu der ca. 30 km entfernten Insel Una-Una, von wo aus es nur noch 12 km nach Norden bis zum Äquator waren. Gleich bei unserem ersten Tauchgang am Barracuda Point sahen wir eine gute Hundertschaft der fast halbmeterlangen Räuber. Andere Fischschulen, Korallen und Schwämme, Muränen und vieles mehr komplettierten den schönen Tauchgang. Auch der zweite Tauchgang war echt genial. Wir hatten jedoch bei beiden Tauchgängen ordentlich Strömung und bei unseren Aufstiegen über die 15 Höhenmeter bis zum Safety-Stopp entlang des Sandhangs ordentlich mit der Strömung zu kämpfen.
Tja, so vergingen unsere Tage auf den wunderschönen Togian Island wie im Flug. Aber wie immer war der Reiz etwas Neues zu entdecken größer und so ging es, diesmal zu viert, weiter Richtung Nordsulawesi.
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Tentena
Mittwoch, 24 Februar 2016
by bye bye Berlin
Die nächste Etappe auf unserem Weg durch Sulawesi war Tentena, ein beschauliches zauberhaft kleines Örtchen, an der Flussmündung zum imposanten Danau Poso See in Zentralsulawesi. 680 m über dem Meeresspiegel ist die Luft kühl und klar. Nur 200 km mit dem Bus von Rantepao entfernt und doch eine Fahrt von 14 Stunden. Besonders anstrengend waren hier die Abschnitte, die in engen Serpentinen durch die Berge führten. Da kann einem schon mal übel werden, insbesondere, wenn man wie Steffen unter starken Bauchschmerzen und Schwindel leidet. Aber wir haben es geschafft!
Kurz vor Mitternacht erreichten wir Tentena und ließen uns von zwei Einheimischen mit samt Gepäck auf ihren Motorrollern zu unserer Unterkunft bringen. Die indonesische Familie, die das süße, kleine Gasthaus führt, empfing uns sehr herzlich. Das Losmen Tropicana liegt auf einem Hügel, von wo aus wir einen grandiosen Ausblick über den Fluss mit seinen Fischreusen und das beschauliche Tentena hatten.
Zwei Tage lang haben wir uns die nähere Umgebung angeschaut. Zu deren Highlights zählten der wunderschöne klare und große See, mit Holzbrücke und Aalnetzen sowie einem traumhaften Badestrand auf der anderen Seite, Kakao- und Kaffeeplantagen, sowie die Reisfelder im Umland und der Salopa Wasserfall. Überraschender Weise war die Umgebung des Wasserfalls sehr sauber. Im Internet hatten wir genau das Gegenteil gelesen und uns auf sehr viel Müll eingestellt. Außer einem jungen einheimischen Pärchen sahen wir nur noch einen jungen Mann, der Müll einsammelte. Von einem Mann der ganz in der Nähe wohnte erfuhren wir später, dass die lokale Regierung seit einiger Zeit verstärkte Anstrengungen unternimmt, um die Region müllfrei zu halten. Mit Erfolg, wie wir vor Ort sehen konnten. Ein kleiner Lichtblick.
Kulinarisches Highlight war unser Besuch eines Fischrestaurants. Die beiden Fische, welche auf unseren Tellern landeten, wurden vor unseren Augen aus dem Fluss geholt, anschließend gebraten und frisch serviert. Sehr Lecker.
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Im Land der Toraja
Sonntag, 21 Februar 2016
by bye bye Berlin
6 Uhr morgens: Nach einer gut 12 stündigen Busfahrt erreichten wir unser Ziel Rantepao. Endlich! Die vergangenen 10 Tage zerrten an unseren Reisekräften. Kein Tag, an dem wir nicht an einem anderen Ort geschlafen haben, dazu drei Busübernachtungen und jeden Tag auf Achse. Wir waren froh mal mehrere Tage zu bleiben, zu entspannen, zu entdecken, einfach wieder mehr Zeit haben.
Das mussten wir auch, denn Rantepao ist nicht nur die Hauptstadt des Regierungsbezirk Nordtoraja, sondern auch das kulturelle Zentrum der Volksgruppe der Toraja. In der Märchenlandschaft des Toraja-Landes ragen bunte Häuser in den blauen Himmel. Hunderte Hörner geopferter Büffel säumen die Bambuskonstruktionen. Die Toraja waren im Hochland lange Zeit von der Außenwelt abgeschnitten und entwickelten eigene Rituale und Traditionen, die bis heute in aufwändigen Zeremonien gepflegt werden. Paradoxerweise ist der Tod das Lebensereignis der Toraja. Kein stiller Abgang, sondern ein mehrtägiges, rauschendes Fest.
Auch wir wollten einer dieser Zeremonien beiwohnen. Dafür mussten wir uns aber erstmal einen Guide organisieren. Nichts leichter als das, dachten wir. In Wirklichkeit gestaltete es sich schwieriger als erwartet. Klar die Hauptreisezeit ist Juli/August, aber es bevölkerten fast keine Touristen die Gegend. Damit hatten wir nicht gerechnet. Ein Guide hatte uns direkt bei der Ankunft in Rantepao aufgegabelt, aber uns erschien der Preis von 60,- Euro für einen Tag zu viel. Einige Zeit später und ein wenig erholt, machten wir uns auf den Weg durch die Stadt, wo wir versuchten noch den ein oder anderen Guide zu finden, um die Preise zu vergleichen. Sehr erfolgreich waren wir nicht, aber mit ein wenig Geduld und einer kleiner Notlüge, konnten wir unseren Guide vom Morgen noch auf 40,- Euro runterhandeln. So machten wir uns am zweiten Tag auf, das Land der Toraja zu erkunden und zu erleben.
Unsere erste Begegnung mit der für uns fremden Kultur war auch die zugleich prägendste Erfahrung unserer bisherigen Reise. Wir wohnten einer Beerdigungszeremonie bei, welche in einem Dorf ganz in der Nähe stattfand. Für die Angehörigen gilt es als große Ehre, wenn viele Menschen der Zeremonie beiwohnen, weshalb auch Touristen gern gesehene Gäste sind. Durch unseren Guide erfuhren wir, dass an diesem Tag eine Mutter und ihre Tochter beerdigt wurden. Oft dauert es Monate oder gar Jahre bis die Angehörigen die nötigen finanziellen Mittel aufgebracht haben, um sich solch eine Zeremonie leisten zu können. Bis dahin liegen die Verstorbenen mumifiziert im Haus der Kinder und warten auf ihren würdigen Abgang. Eine ziemlich seltsame Vorstellung.
Auch die Zeremonie der wir beiwohnten fiel pompös aus: Eine eigens gebaute Beerdigungsstätte mit dutzenden Bambusbühnen wurde errichtet. Hunderte Verwandte und Freunde waren angereist, um die Hinterbliebenen zu beschenken und ins Totenreich zu verabschieden. Büffel wurden vorgeführt, ein Moderator lass die Namen der Schenkenden laut vor. Danach ging es den Büffeln an den Kragen. Mit einem geübten Schlag wurde ihnen die Kehle durchgetrennt. Wenn es gut ging, ging es schnell. Das war leider nicht immer der Fall.
Zum ersten mal sahen wir beide wie ein Tier getötet wird. Es ist nicht leicht mit anzusehen wie ein Büffel um sein Leben kämpft und dann zuckend ausblutet. So richtig schauten wir auch nicht hin. Als der dritte, vierte, fünfte, ... Büffel an der Reihe war, saßen wir schon hinten auf den Stühlen. Wir schauten uns mehr die Menschen an und vermieden den Blick in die Mitte, während die anderen Gäste schon in voller Vorfreude auf den nächsten Büffel warteten. Nachdem alle Büffel geschlachtet wurden, wurde sofort angefangen, diese häuten und zu zerlegen, um anschließend das Fleisch an die Familien zu verteilen.
Grundsätzlich sind die Zeremonien fröhliche Feste, Trauerstimmung findet man dort nicht vor. Es wird getanzt, gelacht und gefeiert. Ganz anders als in unserer Welt und dadurch so fremd. Bei Familien von hohem sozialem Status kann die komplette Zeremonie bis zu sieben Tage dauern. Am Ende wird der Sarg zu seiner letzten irdischen Reise noch einmal durch das Dorf getragen, bevor er dann, je nach sozialen Status, in der Familiengruft oder in den Felswänden begraben wird.
Nach der Zeremonie ging es für uns weiter zu verschiedenen Felsen- und Höhlengräbern im Toraja-Land. In den frühen Zeiten wurden die Toten einfach in eine Höhle gelegt und gut war. So sahen wir in den Höhlen viele Gebeine und Schädel, was auf der einen Seite schon gruselig war, andererseits aber auch spannend. Nachdem uns unser Guide zu den unterschiedlichsten Begräbnisstätten geführt hatte und uns ausführlich über die Geschichte und die Bräuche informiert hatte, gab es zum Glück auch noch etwas anderes zu sehen, was nichts mit Tot zu tun hatte. Die Architektur der Toraja stand auf dem Programm. Die Tongkonan, wie die Häuser der Toraja genannt werden, prägen mit ihrer außergewöhnlichen Form die Landschaft dieser Region. Nirgendwo sonst haben wir uns weiter weg von Deutschland gefühlt als dort. Man fühlt sich wie in einer Märchenwelt. Einfach traumhaft. Diese Häuser symbolisieren den sozialen Status, der Bau ist deshalb sehr teuer und nicht jeder Toraja kann sich diesen Traum erfüllen. Das fertig gebaute Tongkonan wird bei den Toraja der höheren Schicht in einer dreitägigen Zeremonie eingeweiht. Erst nach dieser Zeremonie dürfen die Büffelhörner am Eingang angebracht werden. Je mehr Beerdigungszeremonien in der Familie stattgefunden haben und je höher der soziale Status, desto mehr Büffelhörner hängen an der Tür. Pünktlich zum Nachmittag fing es wieder an zu regnen, so dass wir um 16 Uhr unsere Tour beendeten. Wir hatten genug Eindrücke gesammelt und mussten diese erstmal verarbeiten.
Um die einmalige Märchenlandschaft rund um Rantepao noch weiter zu entdecken, mieteten wir uns am nächsten Tag einen Motorroller. Der Weg führte durch traumhafte Täler mit weitläufigen Reisfelder und durch kleine Dörfer mit wunderschöner Toraja Architektur. Fast jedes Kind rief uns ein "Hello Mister" zu, um dann verlegen zu lachen, wenn wir darauf antworteten. Wir wurden überall freundlich gegrüßt und immer wieder belächelt als wir nach dem Weg fragten. Ein sehr schöner Tag, der durch planmäßigen Regen am Nachmittag beendet wurde. Abends saßen wir wie immer im Restaurant und aßen uns durch die Spezialitäten der Region Pa'iong. Zum Beispiel: ein auf offenem Feuer in einer Bambusstange gegartes, würziges Büffelfleisch mit Kokosraspeln. Sehr, sehr lecker.
Nach diesen ganzen Erlebnissen war die Zeit gekommen, diesen netten Menschen, der traumhaften Landschaft und der so faszinierenden Kultur auf Wiedersehen zu sagen. Wir hatten drei wunderschöne Tage im Toraja Land, ein wenig befremdlich, aber definitiv sehr spannend. Für uns ging es jetzt weiter in Richtung Norden, nach Tentena.
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Java mit dem Zug
Montag, 15 Februar 2016
by bye bye Berlin
Unseren Flug nach Jakarta hatten wir schon lange gebucht. Wohin uns aber unsere Reise in Indonesien führte, entschieden wir erst drei Wochen vorher. Steffens Kollege erzählte ihm, der beste Weg, um in kurzer Zeit tiefe Eindrücke von Indonesien zu gewinnen, führt einmal quer über Java. Gesagt, getan. In Jakarta fanden wir ein recht schönes Hotelzimmer in der Backpackerstraße. Viel los war hier aber nicht. Warum auch in der grauen, großen und lauten Stadt bleiben, wenn die Natur von Indonesien so viel zu bieten hat. Also machten wir uns direkt auf den Weg zum vier Kilometer entfernten Bahnhof, um uns Zugtickets für die Holzklasse nach Yogyakarta zu kaufen. In der Holzklasse spielt sich das wahre Leben ab und wir wollten mittendrin sein. Der Ticketverkauf erinnerte an unsere Bürgerämter in Berlin. Eine Wartemarke ziehen und warten, warten und nochmals warten. Nach einer Stunde entschieden wir uns aber gegen das Warten, denn in dieser kamen gerade acht Nummer dran und 80 waren noch vor uns. Wir versuchten unser Glück bei der Abfahrt am nächsten Morgen.
Schon in diesen ersten Stunden in Indonesien wurden wir so oft angesprochen, woher wir kommen, ob wir Indonesisch sprechen und wo wir hinwollen. "Hello Mister", " How are you", hörten wir an jeder Ecke. Wir spürten, dass werde tolle 30 Tage.
Am Abend verwandelte sich unsere langweilige Backpackerstraße in ein wahres Essensparadies. Wir konnten nicht anders und haben gleich zweimal zugeschlagen. Zuerst gab es eine sehr leckere Currynudelsuppe mit viel Gemüse und dazu ein Glas super süßen Eistee. Etwas später dann noch Wasserspinat, Gemüse in einer leckeren Soße und Hühnchen mit Curry. Wir waren glücklich.
Am nächsten Morgen standen wir sehr früh auf, um die 10 stündige Zugfahrt nach Yogyakarta anzutreten. Aber vorher hieß es: Happy Birthday to you! singen. Steffen ist 34 geworden. Nach der Geschenkübergabe (Schokowaffeln) und einem mündlichen Geschenk, fuhren wir zum Bahnhof. Tatsächlich haben wir auch ein Ticket bekommen. Überraschender Weise war der Zug nicht ausgebucht und es gab noch einige freie Plätze. Nach und nach verließen wir die Ausläufer der quirligen Hauptstadt und fuhren vorbei an Reisfeldern, kleinen Dörfern, Moscheen und Berglandschaften. Die Vulkankette war unser stetiger Begleiter. Fast durchgehend an der Strecke standen Häuser und Hütten. Wäsche wurde gewaschen, Kinder gebadet und so manche Zigarette geraucht, wenn der Zug vorbeibrauste. Die 10 Stunden Fahrt vergingen wie im Flug. Wir tranken Kaffee und Tee, aßen leckeres Nasi Goreng, machten es uns auf den recht gemütlichen Sitzen bequem und genossen einfach "nur" den Ausblick. In Yogyakarta angekommen kauften wir uns direkt das nächste Ticket für die Weiterfahrt am nächsten Morgen nach Surabaya, die zweit größte Stadt Indonesiens. Von hier aus wollten wir nach Makassar fliegen. Leider checkten wir nicht gerade in eine geburtstagswürdige Unterkunft ein, aber wenigstens die Dachterrasse des Hostels war toll. Wir gönnten uns drei vier Vodka Cola auf Eis und tranken auf Steffens Geburtstag. Begleitet wurde unsere kleine Geburtstagsrunde von lauten Stimmen und Gesang aus den umliegenden Moscheen, welche uns noch eine ganze Zeit begleiten sollten.
Und wieder ging es früh am Morgen los. Die Fahrt war genauso lange, aber auch genauso schön, aufregend, unterhaltend und lustig, wie die am Tag zuvor. In Surabaya ruhten wir uns in einem super großen Zimmer aus und buchten noch unseren Flug nach Makassar auf Sulawesi. Am nächsten Tag saßen wir also im Flieger nach Makassar, von wo aus unser "Indonesienabteuer" startete.
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